16 Oct
16Oct

Die normalerweise gute bis sehr gute Sendung „Terra X“ hatte lange Jahre keine solchen Tiefpunkte zu überwinden, dass es nötig gewesen wäre, Hape Kerkeling zu verpflichten, die Sendereihe aufzupeppen. Eine als Doku bezeichnete Serie trug zum Beispiel den Titel: „Unterwegs in der Weltgeschichte“. Sie war als lockerer Spaziergang gedacht. Es war nicht zu vermeiden, Wallenstein oder Karl den Großen durch Hape selbst gespielt zu sehen, den „begnadeten Verwandlungskünstler“ wie ihn die „AUGSBURGER ALLGEMEINE“ auf dem ihr üblichen Niveau nannte. Eher als Karl der Große würde wohl der Kreuzritter Gottfried von Boullion durch das teigige Suppengesicht seines Konterparts Hape Kerkeling wiedergegeben. Relativ gut dagegen passte Hapes Gesicht zu seiner unverwechselbaren Darstellung von Queen Victoria. „Die besten Ideen“, soll Hape gesagt haben, „kommen mir normalerweise auf dem Klo.“ Und so besch...eiden wirkte nicht nur diese Sendereihe durch Hape, auch seine sonstigen Programme spiegelten diesen eindeutigen Ursprung.

  Der Herr Markus Söder verlieh ihm den Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten. Als „Komiker, Entertainer und Autor“ wurde Hape gesehen. Hervorgehoben wurden seine Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit. Herr Söder würdigte ihn: „Hape Kerkeling ist einer der ganz großen Humoristen der Gegenwart. Ob als Politiker oder Königin, Hape Kerkeling bringt uns mit großem schauspielerischem Talent und feinem Humor zum Schmunzeln.“ Ja, es gehört schon eine gehörige Portion Talent dazu, den eigenen Redefluss durch gezielte Schnarchlaute zu zerhacken und mit künstlich eingesetztem Obergebiss eine feuchte Aussprache zu kreieren. Wie fein oder wie grob diese Art von Humor ist, bleibt seinen Fans überlassen. Bestimmt gibt es auch Leute, die seine „künstlerische“ Tätigkeit zum Spucken finden. Wie gut oder wie schlecht muss es um die Wahlkampfchancen Söders bestellt gewesen sein, dass er zu so einem Kotzbrocken seine Zuflucht nahm?

  Was war im Vergleich zu Hape Kerkeling der Komiker, Entertainer und Autor Loriot? Und wie steht es bei Letzterem mit Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit, ja gar mit schauspielerischem Talent und feinem Humor? Im gegenüber wirkt Hape Kerkeling wie ein grober Klotz. Vielleicht hat Herr Ministerpräsident Söder die beiden verwechselt oder sein Gefühl für Humor ist eben als Politiker etwas gröber geeicht. Grobheiten im Sinne des Wahlkampfs sind seine Spezialität. Da nimmt man auf die ursprüngliche Bedeutung des Kreuzes keine Rücksicht, wenn es denn im Wahlkampf hilft. Als Zeichen unserer Kultur ist es sehr allgemein gesehen. Kein Wunder, dass sich die selbsternannten Spezialisten für die Bedeutung des Kreuzes relativ spontan empören – vom Kardinal bis zum Dorfpfarrer. Trotz seiner Wallfahrt nach San Jago di Compostella mischt sich Hape in solchen Streit nicht ein, was eine gewisse Klugheit verrät. Lieber benützt er diesen Wallfahrtstrend für seine Publizität. Wenn´s auch nicht hilft, schaden kann es nicht. Hape profitiert auf der ganzen Linie. Seine perverse Moral bietet jeder Kritik die Stirn. Daraufhin fehlt nur noch ein dreifaches „Hurtz“.

  Hape soll aus Anlass der Verleihung dieses Preises über die heutige Veränderung der Fernsehlandschaft gesagt haben: „Sie haben heute kaum noch Zeit zu proben, es muss alles ruckizucki gehen und ich hab´s halt gerne sorgfältiger. Deshalb passe ich nicht mehr so ganz in die Landschaft rein.“ Aus diesem Grund schließt er mit nun 53 Jahren eine Rückkehr auf die großen Showbühnen aus. Ein wahrer Segen! Das feinsinnige Schnarchen beziehungsweise Grunzen wird uns fehlen. Warum hat er eigentlich nie einen Vampir gespielt?

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