Unsere Bundesgleichstellungsbeauftragte Frau Rose-Möhring hatte wohl im Februar 2018 nicht viel oder nichts Besseres zu tun. Deshalb hat sie sich dahingehend verstiegen, die Nationalhymne umzuformulieren, ja geradezu poetisch umzugestalten beziehungsweise umzudichten. Hauptberuflich als störend empfand sie die Formulierungen „Vaterland“ und „brüderlich“ als allzu männlich dominiert. Sie schlägt dafür „Heimatland“ und „couragiert“ vor. Diese Korrekturen sind natürlich inhaltlich voll und ganz berechtigt aus der Sicht einer Bundesgleichstellungsbeauftragten. Vielleicht aber ist sie sich der Gefahr nicht bewusst, der schon so viele Prominente in der Bundesrepublik zum Opfer gefallen sind: Es ist nicht ohne weiteres möglich, die Worte eines Autors zu verändern. Die Zitierung entspricht dann nicht mehr dem ursprünglichen Text des Dichters August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Grob gesprochen liegt eine Fälschung vor. Wäre es da nicht angebracht, die gesamte Strophe so zu formulieren, dass ein gänzlich neuer Sinn entsteht, der jeden kleinsten Hauch einer fehlerhaften Zitierung vermeidet? Vielleicht hat auch Frau Rose-Möhring einen akademischen Grad zu verlieren wie beispielsweise der edle Herr von Guttenberg und Frau Annette Schawan und dies wäre doch wirklich schade.
Eine grundlegende Änderung des „Liedes der Deutschen“ sollte nicht bei der dritten Strophe haltmachen. Bekanntlich besteht ja das „Lied der Deutschen“ aus drei Strophen. Der Beginn der ersten Strophe mit „Deutschland, Deutschland über alles“ war nach dem Zweiten Weltkrieg verpönt. Wurde dies doch von den Alliierten als Ausdruck für das Großmachtstreben Deutschlands interpretiert. Aktuell könnte diese Passage in Anlehnung an Herrn Trump auf gut Neudeutsch mit „Germany first“ erstaunlich aktuell wiedergeben werden. Man sieht an diesem Beispiel deutlich: Heutzutage gibt es weniger Hemmungen, die eigene Nation in den Vordergrund zu stellen, und man darf nicht bei der Übertragung einzelner Wörter stehenbleiben, wenn man Nachhaltiges schaffen will. Die Neuinterpretation beziehungsweise Neuübersetzung sollte heutig und so kühn sein, dass vom ursprünglichen Text nichts, aber auch gar nichts mehr stört. Hauptgrund für das Verbot der ersten Strophe durch die Alliierten dürften die aufgezählten geographischen Vorstellungen sein: „Von der Maas bis an die Memel, von der Ätsch bis an den Belt“, solche Visionen finden sich nur noch in den revanchistischen Parolen äußerst rechter, deutschnationaler Kreise nach dem Motto: „Deutschland ist größer als die Bundesrepublik.“
Die zweite Strophe, auf die zusammen mit der ersten in Verehrung der alliierten Befreier verzichtet wurde, enthält eigentlich kaum Revanchistisches. Allerdings sollte man das zweimalige „Deutsche Frauen, deutsche Treue“ speziell in dieser Kombination im Sinne der Bundesgleichstellungsbeauftragten alternativ- und ersatzlos streichen, weil es damit wirklich nicht mehr weit her ist. Dann aber bleibt von dieser Strophe kaum etwas Nennenswertes übrig. Der deutsche Wein ist zwar sehr gepflegt und sorgsam behandelt, aber groß bleiben die italienischen und vor allem die französischen Weine. Der deutsche „Sang“ jedoch ist überwiegend zu einem Massenprodukt verkommen, an dem zwar systematisch gearbeitet wird, gerade auch rückblickend, aber irgendeine Ehrenrettung von „Künstlern“ wie Roy Black, Costa Cordalis oder Rex Gildo wird wohl für immer ein vergebliches Bemühen bleiben. Man könnte also ohne weiteres auf die zweite Strophe gänzlich verzichten.